Mit dem Zelt in der Wildnis Norwegens

Vom Kjerag Felsen bis zu den Heidelbeeren Kristiansands
Kann man davon ausgehen, dass man in einem Land, das fast dreimal so groß ist wie Österreich, in dem aber nur halb so viele Menschen leben, beim Reisen auf sich alleine gestellt ist?
Diese Frage geistert uns auf der Reise durch Norwegen durch den Kopf, während wir das Auto mit unserer Campingausrüstung vollladen und „beim letzten Supermarkt für die Woche“ versuchen, auf nichts Überlebenswichtiges zu vergessen. Unser Weg führt uns von Kristiansand, wo wir mit der Fähre angekommen sind, durch hügelige Landschaften, durchsetzt von unzähligen Seen, zum Parkplatz von Kjerag, einem gut ausgestatteten Ausgangsstandort für viele schöne Bergtouren in die Umgebung.

Der Felsen von Kjerag


Unser Ziel ist Kjerag, der berühmte runde Felsen, der, eingeklemmt in einer Steinspalte, verlässlich regelmäßig in Reiseberichten über Norwegen auftaucht und den wir uns natürlich auch aus der Nähe anschauen wollen. Vom Parkplatz aus erreicht man diesen Punkt über eine elf Kilometer lange Rundwanderung mit circa 750 Höhenmetern. Die Tour, liest man, dauert ein paar Stunden. Daher brechen wir relativ früh auf – auch um noch einen Stellplatz auf dem beliebten Parkplatz zu bekommen. Wir haben Glück mit dem Wetter und die unzähligen eisernen Halteseile sowie die Hütte mit Notfallunterkunft lassen uns Gott sei Dank nur vermuten, wie rutschig und unbequem es hier sein kann, wenn das Wetter nicht so freundlich vom Himmel lacht. Die Kinder halten sich im ständigen Wettbewerb einander auf Trab und so erreichen wir den berühmten runden Felsen bereits vor Mittag – mit genügend Zeit, um uns anzustellen und ihn der Reihe nach zu besteigen. Dies stellt sich auch für schwindelfreie Individuen als eine unerwartete Mutprobe heraus, da es rundherum steile tausend Meter direkt hinunter zum Wasser geht

Eine Nacht am Fjord


Die Nacht verbringen wir unterhalb am Fjord, umringt von Steilwänden, die Kletterer und Fallschirmspringer gleichermaßen anlocken. Einem von ihnen können wir beim treffsicheren Landen zwischen den Zelten zusehen, während wir Abendessen kochen. Der Campingplatz ist, der spektakulären Umgebung angemessen, naturbelassen und die Autos und Wohnmobile parken im Hintergrund. Zelte kann man vorne in der Nähe des Wassers aufstellen und sich eine Sackrodel ausleihen, um seine Siebensachen vom Auto herüberzurollen, was den Kindern auch fast so viel Spaß macht wie das Nudeln kochen mit der schönen Aussicht.

 

Schneefelder und Stauseen


Am nächsten Tag probieren wir es mit dem Angeln am Pier. Nach etlichen Versuchen und Diskussionen über unterschiedlichste Techniken schmeißen wir das Handtuch und geben uns mit einem Picknick und einem Eis aus dem kleinen Geschäft am Pier zufrieden, das auch von den hiesigen Bauarbeitern als Mittagsrast geschätzt wird. Lysebotn und die spektakuläre Landschaft rundherum ziehen viele Einwohner und Touristen an, dadurch ist diese Gegend im Vergleich zum Rest des Landes recht belebt. Erst am Rückweg, auf dem wir viele Kilometer niemandem begegnen, fühlen wir uns klitzeklein und verloren in der gewaltigen Natur. Wir fahren entlang der schmalen Straßen und entdecken immer wieder idyllisch schöne Plätze zum Zelten. Doch es erweist sich jedes Mal als schwierig, nicht nur einen Stellplatz für das Zelt, sondern auch für das Auto zu finden. Schließlich endet unsere Suche auf einem ebenen Platz, der groß genug für zwei Autos und zwei Zelte ist – mit der Anmut eines brachliegenden Baustellenparkplatzes.

„Wenn wir viele Kilometer niemandem begegnen, fühlen wir uns klitzeklein und verloren in der gewaltigen Natur.“


Nach einer unruhigen, aber trockenen Nacht haben wir Glück, den Wettlauf gegen die abermalig aufquellenden Regenwolken zu gewinnen und die Zelte trocken einzupacken. Auf der gesamten Rückfahrt regnet es in Strömen. Wir pausieren unterwegs für ein überdachtes Mittagspicknick, bei dem der Wind so stark bläst, dass wir jedes einzelne Salatblatt festhalten müssen. Wieder im Auto, freuen wir uns schon richtig auf die Zivilisation in Kristiansand.

Schwimmen bei 15 Grad Celsius


Dort versuchen wir, so viele der umliegenden Seen zu durchschwimmen, wie möglich – was bei ca. 15 Grad Wassertemperatur viel erfrischender als bei uns in Österreich im Hochsommer ausfällt. Auf unseren Wanderungen über das umliegende Hügelland pflücken wir abertausende Heidelbeeren, die die Rückreise nach Österreich in Marmeladegläsern antreten und uns noch lange Zeit an die Wälder und Seen sowie den berühmten großen Kugelstein Norwegens erinnern. 
 

Gut zu wissen: 
Camping mit Zelt ist in Norwegen in freier Natur erlaubt. 

Tel. +47 994 995 99 
Fv 500 160
4127 Lysebotn

Kristiansand Dyreparken
Dyreparkveien 1
4609 Kristiansand
Tel. +47 970 597 00

Text & Fotos: Beatriz Hasler / www.beahasler.at

Ein Artikel aus der Camping Revue 3/2023.
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